Prof. Dr. Ingo Froböse im Interview – Sport, Gesundheit und Prävention



Ingo Froböse / Foto: Monika Sandel

Heute haben wir einen echten Experten zu Rate gezogen, wenn es um die Themen Sport, Gesundheit und Prävention geht. Professor Dr. Ingo Froböse steht dem Team der Move-It Sportcamps um Christoph Schipper und Daniel Becher Rede und Antwort. Prof. Ingo Froböse ist u.a. Leiter des Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung an der Deutschen Sporthochschule Köln.

Wir freuen uns sehr, mit Ingo Froböse einen ausgewiesenen Fachmann zu sprechen und hoffen, dass wir einige interessante Themen aus den Bereichen Bewegung, Ernährung und Gesundheit von Kindern und Jugendlichen diskutieren können und aussagekräftige Antworten bekommen werden.

Move-It: Herr Froböse, wo sehen Sie derzeit die Hauptgründe dafür, dass viele Kinder sportlich immer weniger aktiv sind?

Prof. Ingo Froböse: Ein Hauptgrund liegt bei den Schulen und dem Trend zu Ganztagsangeboten. Kinder sind bis zum späten Nachmittag in der Schule und wenn sie dann nach Hause kommen, stehen oft noch die Hausaufgaben auf dem Programm. Da bleibt wenig Zeit für außerschulische Aktivitäten zum Beispiel in den Vereinen. Außerdem verdrängen Playstation, Nintendo und IPad immer mehr die sportlichen Aktivitäten. Kinder treffen sich lieber zum Fußball spielen mit der Playstation, als zum Bolzen auf der nächsten Wiese.

Wie viel Sport & Bewegung würden Sie Kindern und Erwachsenen in der Woche mindestens empfehlen?

Zwei bis dreimal die Woche Sport à 30 Minuten sollten es schon sein. Kinder sollten zusätzlich zum Spielen im Freien ermutigt werden.

Welche Rolle spielt dabei der Schul- und Vereinssport und wo liegen Ihrer Meinung nach noch Optimierungsmöglichkeiten in diesen Bereichen?

Der Schulsport nimmt in Deutschland noch keine so herausragende Rolle ein, wie er es im Zuge der Entwicklung hin zu mehr Ganztagsschulen vielleicht sollte. Zwar gibt es Angebote von AGs, aber die Rolle des Sports ist eher eine untergeordnete. So wird mehr Wert darauf gelegt, dass die Noten in Fächern, wie Deutsch, Mathe und Englisch stimmen, als dass ein ausreichender sportlicher Ausgleich gewährleistet wird. Früher wurde diese Aufgabe von den Vereinen erfüllt. In den jüngeren Jahrgängen ist es auch heute noch gut möglich, beispielsweise nach der Schule zum Fußballtraining im Verein zu gehen. Aber je älter die Kinder werden, desto schwieriger wird es, da sie teilweise erst um vier Uhr von der Schule nach Hause kommen.

Wie wichtig sind Präventionsmaßnahmen beim Kampf gegen Bewegungsmangel und Übergewicht? Und wo stößt Prävention an seine Grenzen?

Präventive Maßnahmen gegen Bewegungsmangel und Übergewicht sind immens wichtig. Allerdings darf man nicht mit dem erhobenen Zeigefinger da stehen. Das würde wenig bewirken. Wichtig ist, die Settings zu den Menschen zu bringen und nicht darauf zu warten, dass sich jeder individuell seine Maßnahmen sucht. Sonst stößt man tatsächlich an die Grenzen der Prävention.

Wie wichtig ist neben ausreichender Bewegung eine gesunde Ernährung?

Eine gesunde Ernährung ist ein wichtiger und nicht zu unterschätzender Punkt. Denn wer zwar Sport macht, aber direkt nach dem Training eine Pizza isst, der steht sich sozusagen selbst im Weg. Denn so werden viele positive Effekte der sportlichen Aktivität verhindert. Das heißt nicht, dass man sich zwischendurch nicht einmal etwas gönnen sollte, aber im Alltag sollte es nicht immer die Pommes oder Currywurst sein.

Was sind ihrer Meinung nach die Grundvoraussetzungen, damit Kinder langfristig Spaß und Freude am Sport erfahren?

Zuerst sollten Kinder das machen, was Ihnen Spaß macht. Wer turnen will, sollte turnen gehen und wer Fußball spielen will, sollte zum Fußballtraining gehen. Ansonsten ist „Abwechslung“ das Zauberwort. Wenn Kinder schon im jungen Alter mit monotonen Laufübungen beschossen werden, verlieren sie schnell die Lust daran. Vielmehr ist es wichtig das Training mit spielerischen Elementen zu gestalten und die Kinder so zum Weitermachen zu motivieren. So bleibt der Spaß erhalten.

Wie wichtig ist ein (motorisch) abwechslungsreiches Training?

Ein abwechslungsreiches Training erhält nicht nur den Spaß, sondern fördert auch nachweislich die motorischen Fähigkeiten. Das ist beispielsweise auch das Konzept der Ballschulen. Dort werden die Kinder spielerisch an die unterschiedlichsten Ball- und Rückschlagsportarten herangeführt. So lernen die Kinder zum einen ein breites Spektrum an Sportarten kennen und bekommen zum anderen eine bessere motorische Ausbildung.

Was ist Ihre ganz persönliche Lieblingssportart?

Rennrad und Mountainbike fahren sind meine Favoriten. In den Wintermonaten gehe ich aufgrund der Wetterlage aber auch gerne Laufen.

Die Move-It Sportcamps – Laut Prof. Dr. Froböse ein Schritt in die richtige Richtung!

Was gefällt Ihnen besonders gut an dem Konzept der Move-It Sportcamps und was müsste Ihrer Meinung nach passieren, um wieder mehr Kinder für Sport und gesunde Ernährung motivieren zu können?

Kinder müssen so früh wie möglich vielfältige Erfahrungen im Sport erleben können und außerhalb der Schule Erlebnissport erfahren. Das ist eine Stärke des Move-It Ferienprogramms. Sie können dort positive Erfahrungen sammeln, ohne dabei Druck zu verspüren. Es geht einfach darum die Bewegung zu genießen. Außerdem nehmen sie Anreize mit auch zu Hause selbst Sport zu machen. Was auch unterschätzt wird, sind die sozialen Kontakte, die durch die Camps vermittelt werden. Es entsteht so automatisch eine positive Verknüpfung von sozialen Kontakten mit dem Sport.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Prof. Dr. Ingo Froböse für das interessante und aufschlussreiche Interview! Wir sind sehr froh darüber, solch einen Experten aus dem Sport als Wegbegleiter unseres Move-It Projekts an unserer Seite zu wissen.